Am 15. Mai 2021 gehen wir gemeinsam auf die Straße für Reproduktive Gerechtigkeit. Das umfasst:
• das Recht, schwanger zu werden, ein Kind zu gebären und Entscheidungen über Entbindungsmöglichkeiten zu treffen,
• das Recht, eine Schwangerschaft zu verhindern oder abzubrechen und
• das Recht, Kinder frei von Angst und Gewalt und unter guten sozialen Bedingungen großzuziehen.
Und nichts weniger wollen wir – und zwar für alle!
150 Jahre Abtreibungsverbot sind 150 Jahre und keinen Tag länger!
Am 15. Mai vor genau 150 Jahren schaffte es das Abtreibungsverbot ins deutsche Strafgesetzbuch – ein trauriges Jubiläum. Doch ebenso lange kämpfen ungewollt Schwangere mit ihren Freund*innen gegen die Fremdbestimmung über ihre Körper und Leben. Mit Erfolg in der Weimarer Republik und der DDR.
We can‘t believe, we still have to protest this shit – unglaublich, noch immer dagegen protestieren zu müssen
In Westdeutschland hingegen kam es bislang nicht zur Streichung des Paragrafen 218 StGB, lediglich zu einem Kompromiss. Unter bestimmten Umständen bleibt ein Schwangerschaftsabbruch straffrei. Ein fauler Kompromiss! Denn „straffrei“ bedeutet, im Grunde bleibt es eine Straftat.
Und damit einher gehen viele Verunmöglichungen: zum einen werden Medikamente nicht zugelassen und Ärzt*innen nicht für die Eingriffe ausgebildet. §219a (der sogenannte Werbeparagraf) verbietet ihnen darüber hinaus die Aufklärung über die Methoden. Zum anderen müssen ungewollt Schwangere bestimmte Bedingungen für einen Abbruch erfüllen. Dazu brauchen sie Zugang zu Aufklärung, Beratung und durchführenden Praxen bzw. Kliniken. Dieser Zugang wird aber durch die Illegalisierung erschwert und viel zu oft gar verhindert.
Gleichzeitig werden etwa die Hälfte aller Gebärenden Opfer von Gewalt im Kreißsaal. Mitschuld daran hat die Ökonomisierung des Gesundheitswesens. Roses Revolution – keine Gewalt bei der Geburt
Und auch Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen werden in Deutschland noch immer durchgeführt. Menschen in Armut, mit einer Behinderung oder ungeklärtem Aufenthaltstitel beispielsweise sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, Opfer einer solchen Tat zu werden. Diese rassistische und klassistische Bevölkerungspolitik muss beendet werden. Daher fordern wir: reproduktive Gerechtigkeit! Die Überwindung der Abtreibungsparagrafen ist nur ein Teil davon.
Weg mit §218 und §219 – fight the sexist law
Denn diese Paragrafen sind ebenso wie das Transsexuellen- oder das Personenstandsgesetz Manifestationen der Gewalt gegen uns. Es sind diese Gesetze, die zementieren, dass wir eben nicht über unsere Körper und unsere Identität entscheiden dürfen. Andere – der Staat, die Behörde, der Psychologe, die Ärztin – tun das für uns, ob wir wollen oder nicht.
Mit Bewunderung schauen wir nun nach Argentinien, wo es die Bewegung 2020 geschafft hat, Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren: #esley – es ist Gesetz.
Das schaffen wir auch. Packen wir es an!